Das Zerstörungswerk an der Schillingstraße geht auch am 8. Dezember weiter. Mittlerweile ist das Haus Schillingstraße 1 vernichtet, die Galvanistraße 58 wird derzeit ausgeschlachtet. Die historischen Türen und die Denkmalfenster, die man erst vor wenigen Jahren eingesetzt hat, sind zum Teil noch an den Häusern (Fotos: © Boris Leuthold).
Denkmale in Gefahr
Abschied von der Siedlung Schillingstraße I
Wir haben uns intensiv und mit guten Argumenten beim Oberbürgermeister, bei den Stadtratsfraktionen und bei der wbg für den Erhalt des Ensembles Sperber-, Schilling-, Galvani- und Pillenreuther Straße eingesetzt – leider vergeblich. Nun rücken die Bagger an und vernichten ein „nicht-erhaltenswertes“, doch sehr denkmalwürdiges Ensemble. Wieder verschwindet ein Stück gewachsenes Nürnberg. Ist das Nachhaltigkeit? Verträgt sich das mit der Ambition, Europäische Kulturhauptstadt zu werden? Wir werden mit einer Fotosequenz von unserem Mitglied Boris Leuthold Abschied nehmen.
Freitag, 2.12.16: Noch stehen die Häuser, die Gärten sind schon abgeräumt…
Die historische Marienvorstadt verschwindet
„Ein Denkmal der sozialen Arbeit in Nürnberg“ – so hatte Dr. Karl Theodor Marx das Haus Marienstraße 15 bei der Wiedereinweihung nach dem Krieg im Jahr 1950 bezeichnet. Im Gegensatz zu Dr. Marx, den Mitgliedern der Stadtbild-Initiative Nürnberg und vielen Nürnbergerinnen und Nürnbergern wollen das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege und der Petitionsausschuss des Bayerischen Landtages den Denkmalwert des Hauses nicht erkennen. Damit nicht genug: Auch das benachbarte Anwesen Marienstraße 23 soll bald abgebrochen werden.
Der Abbruch der beiden Bauwerke, zwei der letzten erhaltenen Gebäude der alten Marienvorstadt, ist beschlossene Sache. An dieser Stelle erlauben wir uns die Frage, wie viel vom historischen Nürnberg nach den schrecklichen Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs noch vernichtet wird, bis endlich ein Umdenken in der Politik einsetzt.
Lesen Sie anbei unsere Mitteilung, die wir heute an die lokale Presse übersendet haben:
Pressemitteilung zum geplanten Abbruch des Dr.-Karl-Theodor-Marx-Hauses
Bauernhof Großreuther Straße 77 unter Denkmalschutz
Im Oktober letzten Jahres hatte die Nachricht über den drohenden Abbruch des Bauernhauses Großreuther Str. 77 im Stadtnorden erhebliches Aufsehen erregt. Das mächtige Wohnstallhaus vom Typ des fränkischen „Breithauses“ mit tief herabgezogenem, dreigeschossigem Satteldach war vielen Spaziergängern und Radlern ein Begriff, weil es dem von der Rollnerstraße Kommenden so eindrucksvoll ins Auge fiel und das Entree zum Stadtteil Großreuth hinter der Veste betonte. Das mächtige, ursprünglich aus dem frühen 18. Jahrhundert stammende Wohnstallhaus wurde im Zweiten Weltkrieg bis auf die Außenmauern zerstört, aber schon 1946 durch den Architekten Hanns Sebald in der alten Form wieder aufgebaut. Die rückwärtige Scheune stammt ebenfalls aus der Nachkriegszeit; das Nebengebäude wurde zur Garage umgebaut, trägt aber am Giebel eine Kartusche mit der Jahreszahl 1851.
Nach einer Überprüfung der Hofanlage durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege wurde das Wohnstallhaus mit dem Nebengebäude und der Einfriedungsmauer als Einzeldenkmal (Nr. D-5-64-000-4795) in die Bayerische Denkmalliste eingetragen. Dabei war vor allem die geschichtliche Bedeutung der Hofanlage entscheidend: Der Hof wurde vermutlich 1719 durch die in diesem Jahr nach Großreuth zugezogene Familie Schaller errichtet, die einer Auflistung aus dem Jahr 1929 zu den zehn am längsten im Dorf ansässigen Familien gehörte. Dem Hof wurde im Dezember 1945 bescheinigt, dass er als einer der größten Gemüsebaubetriebe im Knoblauchsland für die Versorgung des Nürnberger Stadtgebietes von außerordentlicher Wichtigkeit war.
Außerdem war die architekturhistorische Bedeutung des Hofs ein gewichtiges Argument für seine Bewertung als Einzeldenkmal. Als eingeschossiges Wohnstallhaus mit dreizoniger Binnengliederung und mächtigem Satteldach ist es ein ungewöhnlich anschauliches Beispiel für das frühneuzeitliche „Breithaus“, das besonders in großen Gehöften anzutreffen ist. Auch der Wiederaufbau von 1946 ist bemerkenswert durch sein Festhalten an der überkommenen, offensichtlich weiterhin als funktional empfundenen Raumteilung des 18. Jahrhunderts im Erdgeschoss und aufgrund der bewussten Wiederherstellung des barocken äußeren Erscheinungsbildes durch die Aufrichtung des neuen Dachstuhl in historisierender Form. Dadurch zeigt das Gebäude in ungewöhnlich deutlicher Weise das Fortleben ländlicher Bautradition über das Ende des Zweiten Weltkrieges hinaus. „Das Wohnstallhaus ist in seinem weitgehend authentischen Erhaltungszustand von um 1946 sehr selten gewordenes bauliches Beispiel für das bayernweit zu beobachtende Phänomen, dass der Einbruch der Moderne auf dem Land erst in den 1960er Jahren einsetzte. Die im ausgebauten Dachgeschoss überlieferte Ausstattung von 1946 in Form von schlicht kassettierten Zimmertüren und schmalen Dielenholzböden dokumentiert darüber hinaus die allgemeine Mangellage der unmittelbaren Nachkriegsjahre.“
Zudem hat die Hofanlage eine eminent wichtige städtebauliche Bedeutung: Sie bildet zusammen mit der gegenüberliegenden, 1745 errichteten Hofanlage Großreuther Straße 84 das Eingangstor zu der den Ortsteil bestimmenden Großreuther Hauptstraße. Die bis heute unveränderte Dorfeingangssituation wurde auch im Jahre 1946 als Hauptargument für den Wiederaufbau des Hofes „ als ein Eckpfeiler … zur Erhaltung des Landschaftsbildes“ ins Feld geführt.
Dr.-Karl-Theodor-Marx-Haus in der Marienstraße vom Abriss bedroht
Eines der letzten Zeugnisse der alten Marienvorstadt ist akut vom Abbruch bedroht: Ein Investor plant, das Anwesen Marienstraße 15/Flaschenhofstraße 2 für einen Neubau abzureißen. Das 1862 erbaute Gebäude ist eines der letzten und ältesten aus den Anfangsjahren der Marienvorstadt, der ersten Stadterweiterung Nürnbergs nach dem Mittelalter. Als Wohn- und Geschäftshaus des jüdischen Blech- und Spielzeugfabrikanten Ignaz Bing und als Sitz der Nürnberger Nothilfe ist das Haus ein Denkmal Nürnberger Geschichte.
Die Stadtbild-Initiative Nürnberg tritt für den Erhalt des wirtschafts- und sozialgeschichtlich, städtebaulich und architektonisch bedeutenden Gebäudes ein. Lesen Sie nachfolgend die Mitteilung unserer Initiative (verfasst von unserem Mitglied Stadtheimatpflegerin Dr. Claudia Maué), die heute der Presse zugegangen ist:
Kein Abriss des Dr.-Karl-Theodor-Marx-Hauses (Marienstr. 15/Flaschenhofstr. 2)!
Pressemitteilung
Anfang Mai erfuhr die Stadtbild-Initiative Nürnberg, dass das stattliche Gebäude Marienstraße 15 abgerissen und durch ein Wohnhaus mit 38 Einheiten ersetzt werden soll. Da der Besitzer des Grundstücks die gewünschte Wohnungszahl im Bestandsgebäude nicht unterbringen kann, soll das bestens erhaltene Haus dem Abbruch zum Opfer fallen.
Abgesehen von der Ablehnung dieser aus Gründen der Nachhaltigkeit fragwürdigen Praxis, ältere, aber intakte Bausubstanz einem angeblich profitableren Neubau zu opfern, stehen einem Abbruch der Marienstraße 15 und dem mit ihr verbundenen Gebäudekomplex an der Flaschenhofstraße 2 gewichtige Argumente entgegen:
Das Haus Marienstraße 15 ist trotz seiner Veränderungen durch den Wiederaufbau nach der Teilzerstörung im Zweiten Weltkrieg eines der letzten Zeugnisse für die großbürgerlichen Bauten in der „Marienvorstadt“, die als erste planmäßige Nürnberger Stadterweiterung durch den Stadtbaurat Bernhard Solger in die Wege geleitet worden war. Seinem Bebauungsplan zufolge entstand in einem offenen Bausystem ein Wohnviertel mit Vorgärten und Grünflächen, in dem sich an der Nordseite der Marienstraße traufseitige Solitärbauten mit zentralen Zwerchhäusern aneinanderreihten. In diesem Zusammenhang wurde 1862 das Haus Marienstraße 15 vom Maurermeister Georg Gsundbrunn errichtet.
1878 kaufte die Firma Gebrüder Bing, später als Bing-Werke die größte Spielzeugfabrik der Welt, das Haus Marienstr. 15 und das sich nordöstlich bis zur Flaschenhofstraße reichende Areal, um darauf ihre ersten Lager- und Ausstellungsräume zu errichten. Für die 1892 geplante Erneuerung der Lagergebäude beauftragte die Firma den für seine Fabrikbauten bekannten Architekten Georg Richter, der später für die Firma Bing auch das große Fabrikgebäude in der Stephanstraße errichtete – heute Sitz der Firma Diehl.
Ignaz Bing, der Mitbegründer der Firma, wohnte ab 1878 in der Marienstr. 15 und verstarb hier 1918, als Geheimer Kommerzienrat und Träger der Silbernen Bürgermedaille der Stadt Nürnberg hoch geehrt. Als Entdecker der nach ihm benannten „Binghöhle“ bei Streitberg war er auch Ehrenbürger von Streitberg. Ein weiterer Bewohner des Hauses war der Mitbegründer der Hercules-Werke, Ernst Marschütz. Damit beherbergte das Haus zwei bedeutende Vertreter des jüdischen Wirtschaftsbürgertums, die maßgeblichen Anteil am wirtschaftlichen Aufschwung Nürnbergs hatten. Nach Ignaz Bings Tod wohnte dort noch sein Sohn, der Schriftsteller und Literaturkritiker Siegmund Bing, der engen Kontakt zu Jakob Wassermann, dem Prager Kreis mit Werfel, Rilke, Brod und Kisch sowie zu Thomas und Heinrich Mann pflegte.
1928 erwarb die „Nürnberger Nothilfe“ das Doppelanwesen Flaschenhofstraße 2 / Marienstraße 15 und richtete dort Verwaltungsräume, eine Küche und einen Speisesaal ein. Die „Nürnberger Nothilfe“ war im November 1923 gegründet worden, und wurde u.a. von Vertretern des Nürnberger Wirtschaftslebens getragen. Etliche jüdische Unternehmer spielten eine wichtige Rolle als Unterstützer und Funktionäre des Vereins, so der im Holocaust ermordete Mitinhaber des Bankhauses Kohn, Kommerzienrat Dr. Richard Kohn. Wichtigstes Ziel des Vereins war die Linderung der nachkriegsbedingten allgemeinen Hungersnot, die zunächst Geldsammlungen, Vermittlung von Patenschaften für bedürftige Familien oder direkte Einladungen an hungernde Kinder zum Essen in Familien organisierten. Ein weiteres Mittel zur Beschaffung von Geldern waren Warenlotterien, bei denen u.a. als Hauptgewinn ein „Landhaus“ in der neu angelegten „Villenkolonie Weigelshof“ winkte; das noch bestehende Haus in der Danziger Str. 16 wurde 1925 durch den Architekten Karl Griesser erbaut. Die vereinseigene Suppenküche wurde 1928 in der Flaschenhofstr. 2 eingerichtet, in der Folgezeit mehrfach erweitert und um eine hauseigene Metzgerei bereichert.
Im 3. Reich blieb der 1934 gleichgeschaltete Verein Eigentümer des Gebäudes und übernahm zusätzliche Funktionen als provisorische Jugendherberge und als Quartier für französische und russische Kriegsgefangene. Unter dem Diktat der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt versorgte die Nürnberger Nothilfe die Kinderspeisung, das Winterhilfswerk, rund 30 Fabriken im Stadtgebiet und nicht zuletzt die Reichsparteitage.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt das 1950 wieder aufgebaute Haus Marienstr. 15 den Namen „Dr.-Karl-Theodor-Marx-Haus“. Damit wollte man die Bedeutung Marx’ (1892 – 1958) für die Nürnberger Nothilfe manifestieren, die 1946 mit der Ernennung zum Ehrenvorstand des Vereins gewürdigt worden war. Marx hatte die Nürnberger Nothilfe initiiert und 1924-1933 als Kassenwart mitgearbeitet. Über seine wichtige Rolle für die Nürnberger Nothilfe hinaus spielte Marx für die Nürnberger Sozialgeschichte eine wichtige Rolle: Als stellvertretender Wohlfahrtsreferent war er für die Arbeits- und Obdachlosenfürsorge zuständig und engagierte sich ehrenamtlich in der privaten Wohlfahrtspflege (Nürnberger Hilfswerk, Nürnberger Nothilfe, Landesverband für Wandererfürsorge). Der parteilose Marx wurde 1933 aus politischen Gründen entlassen und von den Nationalsozialisten diffamiert. 1945 als Amtsleiter wiederberufen, wurde Marx 1947 zum Gesundheits- und Wohlfahrtsreferenten gewählt. Der von ihm wieder eingeführte soziale Beratungsdienst hatte seinen Sitz in der Marienstr. 15. In seiner zweiten Amtszeit setzte er sich für den Wiederaufbau der Kaiserstallung als Jugendherberge sowie für den Bau von Kliniken und Altenheimen ein.
Neben seiner Nutzung als Sitz des sozialen Beratungsdienstes diente das wieder errichtete Haus Marienstr. 15 als Verwaltungssitz der Nürnberger Nothilfe und als Wohngebäude für Mitglieder des Vereinsvorstands. Später mietete die Nürnberger Stadtverwaltung Büros für die Erziehungs- und Familienberatung des Jugendamtes an, zuletzt hatte die Deutsche Akademie für Fußballkultur hier ihren Sitz.
Für die Erhaltung des Gebäudekomplexes bestehen demnach drei gute Gründe:
1) Architekturgeschichtliche Gründe
Auch in der heutigen, veränderten Gestalt gibt das Gebäude Marienstr. 15 einen Eindruck von der bis auf wenige Reste verschwundene Bebauung der „Marienvorstadt“. Der Komplex Flaschenhofstr. 2 hat weitgehend die Fassadengestaltung von 1892 durch den bedeutenden Architekten Georg Richter bewahrt.
2) Wirtschaftsgeschichtliche Gründe
Als Firmensitz der Bing-Werke, als Wohnhaus des Kommerzienrats Ignaz Bing sowie des Mitinhabers der Hercules-Werke Ernst Marschütz besitzt der Gebäudekomplex eminente Bedeutung für die von jüdischen Unternehmern entscheidend geprägte Wirtschaftsgeschichte Nürnbergs.
3) Sozialgeschichtliche Gründe
Fast hundert Jahre war das Anwesen Sitz des Vereins Nürnberger Nothilfe, der an dieser Stelle enorme Leistungen für die Wohlfahrtspflege der Stadt erbrachte. Darüber hinaus trägt das Haus Marienstr. 15 den Namen von Karl Theodor Marx und erinnert so an eine der herausragenden Persönlichkeiten der Nürnberger Stadtverwaltung der Nachkriegszeit.
Mit freundlichen Grüßen
für die Stadtbild-Initiative Nürnberg
Elmar Hönekopp
PS: Text und Bilder können mit Quellenangabe verwendet werden.
Für den Erhalt des Gründerzeithauses Werderstraße 25
Das Gründerzeithaus Werderstraße 25 im Stadtteil Rennweg ist in Gefahr. Das Nürnberger Bauunternehmen Schultheiss Wohnbau AG plant, das Gebäude mit seiner schmucken Sandsteinfassade im Nürnberger Stil abzureißen. An seine Stelle soll ein Neubau mit ca. 30 Eigentumswohnungen treten. Die Folge: Die Werderstraße und der Fenitzerplatz, mit deren Altbau-Charme der Bauträger ausgerechnet wirbt, verlören eine ihrer besterhaltenen Fassaden.
Nachdem Stadtheimatpflegerin Dr. Claudia Maué bereits am 3. Februar den Erhalt des 1897 bis 1898 von Baumeister Heinrich Ochs erbauten Hauses angemahnt hatte, schließt sich die Stadtbild-Initiative Nürnberg diesem Aufruf nun mit Nachdruck an.
Heute fand ein neuerlicher Termin mit der Presse vor dem Haus statt, bei dem wir unseren Standpunkt dargelegt haben:
Gründerzeithaus Werderstraße 25
Schultheiss Wohnbau plant Abriss und verdichtete Neubebauung
– Pressegespräch am 23. Februar 2016, 11 Uhr –
Fenitzerplatz, Werderstraße, Fenitzerstraße, Adamstraße, Heerwagenstraße: Ein Stadtquartier, geprägt durch vielfältige Architektur v. a. aus der Gründerzeit und dem Jugendstil, durch charmante kleine Läden und Restaurants, durch beruhigte Straßen und Plätze und durch Stadtgrün. Hiermit wirbt die Firma Schultheiss Wohnbau für ihr neues Wohnbauprojekt Werderstraße 23-25. In ihrem neuesten Schultheiss-Magazin ist auch ein sehr beeindruckendes romantisches Bild vom Fenitzer Platz aus auf die Ecke Werderstraße mit dem Gründerzeithaus Werderstraße 25 abgedruckt.
Nur leider genau dieses Haus mit den originalen Fassaden aus den Baujahren 1897/1898 soll nach den Plänen der Fa. Schultheiss verschwinden. Es soll zusammen mit dem Nachbarhaus Nr. 23 abgerissen werden, um zwei neuen Wohnriegeln an der Straße und im Hof Platz zu machen.
Die Stadtbild-Initiative Nürnberg ist der Auffassung, dass das Haus Werderstraße 25 – wenn auch nicht denkmalgeschützt – doch sehr wohl schützenswert ist. Es ist mit seiner harmonisch gegliederten typischen Gründerzeitfassade ein prägender Teil des Fenitzerplatz-Quartiers.
Wir appellieren an einen verantwortungsvollen und kreativen Bauträger, dass er das Ambiente der Umgebung seines Bauobjektes erhält und weiterentwickelt. Wir sehen es als reizvolle und anspruchsvolle Aufgabe für einen Architekten an, Vorschläge für die Kombination von Neubau (Werderstraße 23) und Erhalt eines historischen Altbaus (Werderstraße 25) zu entwerfen.
Wir verweisen auf die letztlich erfolgreichen Bemühungen um den Erhalt der Fassade des Hauses Adamstraße 41, ein paar Schritte um die Ecke herum. Eine einvernehmliche Lösung sollte auch in der Werderstraße zu finden sein.
Die Stadtbild-Initiative Nürnberg appelliert an die Stadt und an das Baureferat, mit dem Bauträger Ideen für die nachbarschaftliche Kombination Erhalt und Neubau gemeinsam zu entwickeln. Am Ende sollte ein Architektenentwurf stehen, der dem Baukunstbeirat der Stadt Nürnberg zur Begutachtung vorgelegt wird.
Stadtbild Initiative Nürnberg:
Altstadtfreunde, Prof. Dr. H. Beck, M. Bengl, Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur – J. Martz, Geschichte Für Alle, S. Gulden, E. Hönekopp, S. Kett, M. Krannich-Pöhler, Chr. Kraus, Prof. Dr. B. Kreis, B. Leuthold, Stadtheimatpflegerin Dr. C. Maué, Dr. M. Metzner, B. Sesselmann, St. Schwach, Stadtökologie Nürnberg, J. Thiel.
Pressespiegel: Werderstraße 25
Bau 508 in der Tilly-Kaserne gerettet!
Ein schöner Erfolg! Obwohl die Gebäude der Tilly-Kaserne nicht unter Denkmalschutz stehen, ist ihr Erhalt nicht nur der Stadtbild-Initiative Nürnberg wichtig. Auf Anfrage von Stadtheimatpflegerin Dr. Claudia Maué hat Bayerns Innenminister Joachim Herrmann nun in einem Brief versichert, den zeitweise vom Abbruch bedrohten Bau Nr. 508 doch sinnvoll in das Nutzungskonzept des Polizeigeländes einzubinden.
Hierzu werden zunächst Sicherungsmaßnahmen eingeleitet: Es werden ein Notdach errichtet und die Fenster provisorisch verschlossen. Anschließend beginnen die Planungen für die Sanierung. Es sei versichert, dass der Umbau in derselben vorbildlichen Form vonstatten gehen soll, wie es bei Gebäude 507 gelungen ist.
Wir freuen uns, dass mit dieser Entscheidung ein wichtiger Baustein Nürnberger Geschichte für die kommenden Generationen bewahrt wird! Im bereits renovierten Gebäude 507 lässt sich absehen, welch hohes Niveau für die Sanierung der 508 zu erwarten ist:
Stadtbild-Initiative spricht sich für Erhalt der Umladehallen in Lichtenreuth aus
Die Planungen für den neuen Stadtteil Lichtenreuth auf dem Südbahnhof-Gelände laufen auf Hochtouren. Was bisher wenige wissen: Auf dem Gelände fristet eine „Kathedrale der Technik“ einen Dornröschenschlaf. Die gewaltigen, 1929 geplanten Umladehallen wären ein ideales Zentrum für den neuen Stadtteil und ein architektonisches Aushängeschild für die ganze Stadt: ein Mittelpunkt mit Geschichte und ein lichtes Hallenbauwerk, das in Nürnberg und weit darüber hinaus seinesgleichen sucht.
Während die aktuellen Planungen den Abbruch vorsehen, spricht sich die Stadtbild-Initiative Nürnberg für den Erhalt und die Umnutzung des historisch und architektonisch bedeutenden Bauwerks aus. Nürnberg hat viel Potential – wir sollten es nutzen, anstatt Chance um Chance zu verspielen. Ein zweites Milchhof-Debakel kann sich unsere Stadt nicht leisten!
Lesen Sie dazu den aktuellen Bericht in der Lokalpresse: Claudine Stauber: Initiative fordert: Hallen an Brunecker Straße sollen bleiben. In: Nürnberger Nachrichten, 05. August 2015.
Stellungnahme der Stadtbild-Initiative zum Ergebnis des Wettbewerbs Hauptpost
Die Stadtbild-Initiative Nürnberg stand und steht dem drohenden Abriss des Kopfbaus der Hauptpost am Bahnhofsplatz kritisch gegenüber.
Das nun vorliegende Wettbewerbsergebnis scheint keinen würdigen Ersatz des historisch bedeutenden und das Stadtbild prägenden Kopfbaus hervorzubringen.
Die prämierten Entwürfe gehen dafür zu wenig auf die Umgebung und die Bedeutung des Ortes ein, sie wirken stattdessen wie internationale Standardkost. Die zu erwartende Wirkung auf das Stadtbild wird als wenig befriedigend beurteilt, da sich auf diese Weise die gleichförmige Gestaltung der Hotelneubauten aus den letzten Jahren entlang der Bahnhofstraße bis zum Hauptbahnhof hin fortsetzt. Der kraftvoll gegliederte denkmalgeschützte Rundbau wird nicht organisch an einen Neubau angebunden, sondern in eine Front aus Rasterfassaden verpflanzt. Das Potenzial, das der scheinbar nicht abzuwendende Abriss des Kopfbaus bieten könnte, muss als weitgehend ungenutzt vergeben angesehen werden. Der drohende Verlust dieses markanten Baus, der auch die wechselvolle Geschichte unserer Stadt in 20. Jahrhundert exemplarisch vor Augen führt, wirkt dadurch noch schmerzvoller.
Grundsätzlich ist nicht erkennbar, nach welchen Kriterien die Wettbewerbsbeiträge beurteilt wurden: Nutzbarkeit für den Investor, architektonische Gestaltung, Wirkung auf Stadtbild und Bahnhofsplatz und Zusammenhang mit den umgebenden historischen Gebäuden. Dies sollte in der Begründung offengelegt werden. Das gleiche gilt dann auch für die weitere Bearbeitung der Entwürfe.
Wir hoffen und erwarten, dass die weitere Bearbeitung der Entwürfe zu deutlichen Verbesserungen führt.
Wir regen außerdem an, die Wettbewerbsergebnisse nicht nur wenige Tage, sondern deutlich länger der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Stadtbild-Initiative Nürnberg:
Prof. Dr. Hartmut Beck, Michael Bengl, Karl-Heinz Enderle (Altstadtfreunde Nürnberg e. V.), Heike Hein, Wolf Hergert (Geschichte für Alle e. V.), Elmar Hönekopp, Siegfried Kett, Christina Kraus, Boris Leuthold, Jochen Martz (Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur), Dr. Michael Metzner, Stefan Schwach, Thomas Späth (Stiftung Stadtökologie), Joachim Thiel