588 Jahre Hausgeschichte unter 15 Zentimetern Außendämmung

Die Sandsteinfassade des Bauernhauses Schnepfenreuther Hauptstraße 65 erstickt unter Polystyrol

Das Bauernhaus Schnepfenreuther Hauptstraße 65 bietet dieser Tage ein trauriges Bild. Die mit Gesimsen und dekorativen Schnecken versehene Sandsteinfassade des unter Denkmalschutz stehenden Anwesens hat die Eigentümerin mit einer Außendämmung aus aschgrauen Polystyrolplatten versehen lassen. Die Anker, die zur Befestigung gebohrt wurden, haben tiefe Wunden in die über 200 Jahre alte Fassade gerissen. Wie sich herausstellte, war die Dämmung nicht genehmigt – die Bauordnungsbehörde hat weitere Arbeiten untersagt. Der Schaden ist noch nicht absehbar. Von dem auf ihrem Haus ruhenden Denkmalschutz habe die Eigentümerin nichts gewusst. Zeit, einmal die Geschichte des altehrwürdigen Anwesens aufzurollen.

Am Anfang war ein Fachwerkhaus

Bereits in dem um 1425 verfassten „Wachstafelzinsbuch der Reichsveste zu Nürnberg“ ist das Haus verzeichnet. Damals gehörte es dem Bauern Hanns Rabnolt, der es als Lehen von den Nürnberger Burggrafen erhalten hatte. Diese verkauften Schnepfenreuth 1427 an die Reichsstadt Nürnberg. Wie das Haus damals aussah, wissen wir nicht.

Erst eine im Staatsarchiv Nürnberg aufbewahrte Zeichnung überliefert uns in naiver Isometrie das Aussehen des Hauses im Jahr 1719: Es handelte sich um einen Bau aus Sichtfachwerk mit Satteldach – in der Silhouette dem heutigen Haus recht ähnlich. Der schlechte Zustand und die Beengtheit seines Hofes bewogen Besitzer Hans Sippel einen Neubau zu beantragen. Dieser sollte zwar wieder in Fachwerk ausgeführt, mit 54 mal 35 Nürnberger Werkschuh (das sind etwa 16,4 mal 10,6 Meter) jedoch deutlich größer werden als sein Vorgänger und auf einem Sockel aus Sandstein sitzen. Im Inneren wollte Sippel die althergebrachte Raumanordnung des Knoblauchsländer Wohnstallhauses beibehalten: Vom zentralen Ern (Flur) gelangte man in die Erdgeschossräume, den Stall, die Küche, die beiden Schlafkammern und die Stube, die mit einem Hinterlader-Kachelofen beheizt werden sollte. 1724 wurde das Haus dann tatsächlich neu gebaut.

Haus mit barockem Gesicht

Als Besitzer des Hauses folgten Peter (nachgewiesen 1731) und Erhard Sippel (1791) sowie Konrad Lebender (1823). Vielleicht war es Erhard Sippel, der sein Haus 1803 mit einer mächtigen Sandsteinfassade in barocken Formen versah, die an den Traufen mit schneckenartigen Reliefs (Voluten) und einem Firstgiebel mit Jahresinschrift geschmückt wurde. Auf diese Weise haben viele Hausbesitzer des Knoblauchslandes im 18. und 19. Jahrhundert ihre Häuser „veredelt“ und ihrem Stolz und wachsenden Wohlstand Ausdruck verliehen. Bereits im Jahr 1734 ließ auch der Eigentümer des nahe gelegenen Anwesens Schnepfenreuther Hauptstraße 78, das ebenfalls unter Denkmalschutz steht, sein Haus auf diese Weise umgestalten.

Der Landwirt Johann Simon Höfler, dessen Familie über Jahrhunderte das Nachbaranwesen Nr. 63 besessen hatte, war 1923 – dem Jahr, in dem Schnepfenreuth nach Nürnberg eingemeindet wurde, – Eigentümer des Hauses Nr. 65 und blieb es bis nach dem Zweiten Weltkrieg. Wahrscheinlich schon bei der Erstellung der ersten Bayerischen Denkmalliste in den 1970er Jahren wurde es unter Schutz gestellt.

Haus ohne Gesicht?

Nun ist das Haus, das auf eine fast 600jährige Geschichte zurückblickt, in Gefahr. Dass die Eigentümerin versucht, die Unterhaltskosten für das Haus durch eine klimaeffiziente Modernisierung zu verringern, ist angesichts rasant steigender Energiepreise verständlich. Doch dies sollte auf eine Weise geschehen, die dem Anwesen sein historisches Antlitz belässt.

Im Augenblick droht die Sandsteinfassade mit ihren Voluten, die so charakteristisch für die Bauernhäuser des Nürnberger Umlandes sind, unter einer Schicht aus Dämmstoff zu ersticken. Der verzierte Firstgiebel, auf dem der Besitzer 1803 stolz den Umbau des Hauses festhielt, lag vergangenen Donnerstag zerbrochen auf dem Hof. Mit dem Verlust dieses Baudenkmals droht auch das ursprünglich von historischen Sandsteinfassaden geprägte Dorf Schnepfenreuth noch mehr von seinem Charakter zu verlieren. Wir müssen uns fragen: Was sind uns unsere alten Dorfkerne und ihre baulichen Zeugnisse wert? Was bleibt von der Geschichte und Kultur des Knoblauchslandes, wenn wir zulassen, dass ihr buntes, in Jahrhunderten gestaltetes Antlitz unter Dämmstoff und nivellierendem Putz verschwindet?

Die Denkmalschutzbehörde hat diese Baumaßnahme zwar inzwischen gestoppt; ob dies aber letztlich Erfolg haben wird? Entscheidend ist, dass sich die Besitzerin des Hauses Schnepfenreuther Hauptstraße 65 dazu entschließt, das Anwesen denkmalgerecht zu restaurieren und sich selbst und ihrem Heimatdorf so ein Stück gebaute Identität zu bewahren.

Zur Nachlese der Presseartikel von Claudine Stauber: Baudenkmal verliert sein Gesicht, Nürnberger Nachrichten, Nr. 52, 4. März 2014, S. 10.

Quellen und Literatur

  • Darstellung der (Bau-)Denkmäler und Geschichte Schnepfenreuths durch Dr. Friedrich August Nagel (Stadtarchiv Nürnberg, C 20/II Nr. 110). Blätter 151 und 152.
  • Das Wachstafelzinsbuch der Reichsveste zu Nürnberg von etwa 1425 und das Reichslehenbuch der Herren von Berg aus dem Jahre 1396. Bearb. von Gustav Voit. Nürnberg 1967 (Quellen zur Geschichte und Kultur der Stadt Nürnberg, 7).
  • Die Stadt Nürnberg. Bearb. von Wilhelm Schwemmer (Bayerische Kunstdenkmale). 2. Aufl. München 1977.
  • Persönliche Mitteilungen von Dr. Michael Metzner, Verein Nürnberger Bauernhausfreunde e. V.

Bauernhaus Schnepfenreuther Hauptstraße 65 in Styropor verpackt

Das unter Denkmalschutz stehende Bauernhaus Schnepfenreuther Hauptstraße 65 wurde in den letzten Tagen bzw. Wochen illegal in Dämmplatten verpackt. Die Eigentümerin wusste angeblich nicht um die Denkmaleigenschaft des Gebäudes. Die Untere Denkmalschutzbehörde der Stadt Nürnberg hat inzwischen weitere Baumaßnahmen untersagt.

Heute wurde jedoch festgestellt, dass Handwerker noch immer mit Isolierarbeiten beschäftigt sind. Auf Nachfrage hin hieß es, dass in Absprache mit der Behörde Wassersicherungsmaßnahmen (Anbringen von Fensterblechen etc.) durchgeführt würden. Tatsächlich wurden jedoch auch normale Putzarbeiten beobachtet. Wir haben bei der Bauordnungsbehörde nachgefragt, ob es richtig ist, dass solche Arbeiten in Absprache mit ihr weiterhin erledigt werden. Eine Antwort steht aus.

Kaputtgedämmt: Stadtbibliothek

Das nach dem bayerischen Prinzregenten „Luitpoldhaus“ benannte Gebäude war ab 1911 Heimat des Naturhistorischen Museums und als Bau im Stil der Neorenaissance ein Schmuck der Straßenbildes zwischen Gewerbemuseumsplatz und Wespennest in der Lorenzer Altstadt. Nach dem Krieg baute man das beschädigte Haus bis 1956 dem Zeitgeschmack entsprechend vereinfacht wieder auf.

Der umstrittene Umbau (2009–2012) hat das Gebäude völlig ruiniert. Die Fassaden wurden mit einer dicken Dämmschicht versehen; historische Details wie das originale Treppenhaus der Jahrhundertwende und die Reliefs am Eingang aus den 1950er-Jahren wurden rücksichtslos zerstört. Eine Projekt, das von öffentlicher Hand für die Bürgerinnen und Bürger gebaut wird, sollte behutsamer umgesetzt werden.

Luitpoldhaus bis 1945 ((c) Pressesseite Naturhistorisches Museum Nürnberg)
Luitpoldhaus 1911 (Quelle: Naturhistorisches Museum Nürnberg).
Luitpoldhaus nach 1945 ((c) Presseseite Naturhistorisches Museum Nürnberg)
Luitpoldhaus 1956 (Quelle: Naturhistorisches Museum Nürnberg).
Luitpoldhaus heute ((c) nothor)
Stadtbibliothek nach dem Umbau (© Boris Leuthold, 2012).

 

Qualität setzt sich doch durch!

Aktueller Zustand (© Boris Leuthold, 2013).
Aktueller Zustand des Hauses Heroldstraße 10 (© Boris Leuthold, 2013).

Entgegen der ursprünglichen Planung haben Bauherr (Objekta, Nürnberg) und Architekt (Armin Mühleisen, Nürnberg) ein Einsehen mit dem Haus Heroldstraße 10 gezeigt. Nachdem der Projektentwickler – sicher nicht zuletzt wegen der  ablehnenden Reaktion in der Nachbarschaft und in der Presse – bereits in der Adamstraße 41 auf die Dämmung der historischen Sandsteinfassade verzichtet hatte,  wurde nun auch in der Heroldstraße 10 die klassizistische Straßenfront erhalten, gereinigt und in Stand gesetzt. Den ehemaligen Ladeneinbau im Erdgeschoss hat man in Fenster verwandelt, wobei die unterschiedliche Fensterform den Eingriff offen zeigt und so die Geschichte des Hauses anschaulich macht. Die schmucklose Hof- und Seitenfassade zur Durchfahrt hat man dagegen gedämmt. Auch das Mansarddach wurde modernisiert, die historischen Dach- und Gaubenformen wurden jedoch weitgehend beibehalten.

So bleibt das Haus ein Aushängeschild für das gründerzeitliche Ensemble der Straße. Gewiss, man hätte mehr historische Substanz bewahren können: einige Details, etwa der über einhundert Jahre alte geschmiedete Fahnenhalter, das Hoftor, die ursprüngliche Fensteranordnung an der Hofseite und die Biberschwanzdeckung des Dachs sind verschwunden. Wirtschaftliche Gründe mögen dem entgegen gestanden haben. Dennoch handelt es sich bei der nun fast abgeschlossenen Sanierung des Hauses Heroldstraße 10 um einen anerkennenswerten Kompromiss zwischen moderner und historischer Architektur, der sich sehr positiv auf das Straßenbild auswirkt und hoffentlich Schule machen wird.

Haus ohne Gesicht?

Das Anwesen Heroldstraße 10 und seine geplante Sanierung

Es ist erstaunlich, wie wenig sich in mancher Hinsicht die Ansprüche an die Wohnarchitektur zwischen der Zeit um 1900 und unseren Tagengewandelt haben. Damals wie heute legte man bei der äußeren Gestaltung seines trauten Heims großen Wert auf Repräsentation. Lediglich der Schwerpunkthat sich verschoben: Verlangte der Bauherr der Jahrhundertwende noch nach einer möglichst aufwendigen Fassadengestaltung und bediente sich dafür beherzt im reichen Formenfundus der Architekturgeschichte, hat „Repräsentation“ für den von Energiekrise und Klimaerwärmung gebeutelten Bauherrn von heute oftmals ein ganz anderes und nicht unbedingt attraktives Gesicht: eine Fassadendämmung, die einem jeden Passanten – und vor allem möglichen Mietern und Kaufinteressenten – unmissverständlich zeigen soll: Hier lebt und baut ein umwelt- und finanzbewusster Mitmensch. Zahlreiche vorbildlich sanierte Altbauten belegen, dass historischer Charakter und zeitgemäße Energieeffizienz eine durchaus harmonische Symbiose eingehen können. Einfühlungsvermögen, differenzierte Planung und ein gewisses Bewusstsein für den Wert historischerArchitektur auf Seiten des Bauherrn und des Planers sind dabei freilich Voraussetzung. Welche verheerenden Auswirkungen ein Mangel dieser Kompetenzen bzw. eine mangelnde Bereitschaft, diese Kompetenzen anzuwenden, auf das Stadtbild haben kann, zeigt das Beispiel des Mietshauses Heroldstraße 10, oder besser: was mit ihm geschehen soll.

Die Heroldstraße, östlich der Bucher Straße und südlich des Nordrings gelegen und nach dem Nürnberger Rotschmied Wolf Hieronymus Herold (1627–1693) benannt, wurde um 1900 erschlossen. Allen Kriegsschäden und oftmals wenig einfühlsamen Sanierungen zum Trotz prägen noch heute eine Reihe ansehnlicher Fassaden der Jahrhundertwende das Straßenbild, darunter die des 1904 errichteten Wohn- und Geschäftshauses Nr. 10*). Zusammen mit der ihm gegenüber liegenden „Restauration zum Deutschen Herold“ und dem Eckhaus Nr. 1 gehört es zu den architektonischen Blickfängen des Straßenzugs. Nachdem der Bauherr, der Nürnberger Privatier Georg Beck, zunächst eine Gestaltung in den Formen des seinerzeit populären Nürnberger Stils erwogen hatte, in dem sich Elemente der lokalen Gotik und Renaissance vermischen, griff er letztlich doch auf den Plan des Architekten Johann W. Ammon zurück. Dem Haus wurde eine Fassade in dezenten klassizistischen Formen vorgeblendet. Über einem mit Sandstein verkleideten Erdgeschoss setzen sich schlichte, aber wirkungsvoll und detailreich gearbeitete Gesimse, Pilaster und Fenstereinfassungen aus Sandstein in reizvollem Kontrast von den dazwischen liegenden Mauerflächen aus Backstein ab. Das zeittypische Mansarddach mit hölzernen Gauben und hoch aufragenden Schornsteinen sowie die kleinteilige Dachdeckung aus Biberschwanzziegeln vervollständigen das Bild eines typischen Nürnberger Mietshauses des späten Historismus. Auch nach heutigen Maßstäben ein schmuckes und repräsentativesAnwesen im besten Sinne des Wortes, möchte man meinen.

Der jetzige Eigentümer der Immobilie ist offenbar anderer Meinung: Nachdem das Haus über Jahre stark vernachlässigt worden war, erwarb es 2011 ein Nürnberger Immobilienunternehmen mit der anerkennenswerten Absicht, das altehrwürdige Anwesen aus seinem Dornröschenschlaf zu erwecken. Da das Gebäude durch Umbauten und Kriegsschäden im Inneren ohnehin nur noch wenig erhaltenswerte Substanz aufweist, ist die Entkernung kein großer Verlust. Unverständlich ist jedoch die Absicht des Bauherrn, die noch fast vollständig im Zustand von 1904 erhaltene Fassade mit einem monotonen Vollwärmeschutz zu versehen. Mit dieser Maßnahme würde das Haus buchstäblich seines Gesichts beraubt. Mehr noch: Auch die malerische Dachlandschaft soll der Visualisierung zu Folge (vgl. zweites Bild oben) einer lieblosen Neugestaltung mit kubischen Gauben, einer Dachterrasse und für Nürnberg völlig untypischen dunklen Dachpfannen weichen. Anstelle eines historischen Mietshauses, das in Form und Material deutlich den Bezug zur lokalen Bautradition und zu seiner Entstehungszeit verrät, träte ein disproportionaler, monolithischer Fremdkörper, der jedwede Beziehung zu seinen Nachbargebäuden und zum ursprünglichen  Erscheinungsbild des Hauses vermissen ließe. Das bislang weitgehend intakte Ensemble gründerzeitlicher Mietshäuser, das den südlichen Abschnitt der Heroldstraße prägt, würde damit zerstört.

Die aktuelle Planung ist umso befremdlicher, als es dem Bauherrnbei zwei anderen Projekten (in der Schnieglinger Straße 102 und der Arndtstraße 17) gelungen ist, Alt und Neu in einen stimmungsvollen Einklang zu bringen – wenngleich unter den Auflagen des Denkmalschutzes. Bei der Sandsteinfassade des Hauses Adamstraße 41 konnte die Intervention von Bürgern, Interessenverbänden und der Stadtverwaltung eine ähnliche Verunstaltung der Fassade, wie sie nun für die Heroldstraße geplant ist, verhindern. Es steht außer Frage: Energiesparen ist richtig und wichtig. Und auch die wirtschaftlichen Interessen von Bauunternehmern, Mietern und Vermietern müssen bei der Sanierung von Altbauten berücksichtigt werden. Dennoch muss angesichts der brachialen Kompromisslosigkeit, mit der man hier den historischen Charakter eines über hundert Jahre alten Hauses zu Gunsten der Energieeinsparung und Wirtschaftlichkeit zu opfern bereit ist, die Frage gestattet sein: Hat das Haus Heroldstraße 10 – auch ohne den Schutz der staatlichen Denkmalpflege – nicht eine würdigere Behandlung verdient, die seinem ästhetischen und historischen Wert Rechnung trägt? Durch Maßnahmen, die sich weit weniger verhängnisvoll auf das äußere Erscheinungsbild des Anwesens auswirken würden – etwa der Erneuerung der Heizanlage, dem Einbau geeigneter Fenster sowie einer Dämmung der Dachinnenflächen und der ohnehin weitgehend schmucklosen Hoffassaden – wäre bereits viel gewonnen. Ist es wirklich nötig, der Energieeinsprung das Gesicht eines gut erhaltenen und repräsentativen Hauses zu opfern, wenn weniger drastische Maßnahmen bereits erhebliche Ersparnisse gewährleisten? Zudem ist die dekorative Fassade eines alten Hauses bekanntlich ein nicht zu unterschätzender Faktor auf dem Immobilienmarkt, macht sie doch einen maßgeblichen Anteil seiner Attraktivität aus.  Allein, was bleibt von dieser Attraktivität, wenn alles, was den nostalgischen Charme des Objekts ausmacht, hinter einem Vollwärmeschutz verschwindet? Eine Fassadenverkleidung wäre nicht mehr rückgängig zu machen, denn dazu müssten die vorstehenden dekorativen Fassadenteile abgeschlagen werden. Erneut würde das Nürnberger Stadtbild um eine individuelle und gut erhaltene Altbaufassade ärmer – die Heroldstraße verlöre ihre architektonische Geschlossenheit.

Der Bauherr sollte sich bewusst machen: Die Nachfrage nach Altbauwohnungen ist größer als je zuvor – und gründerzeitliche Fassaden sind eine immer seltener werdende und vor allem nicht nachwachsende Ressource. Eine fachgerechte und sensible Sanierung des historischen Anwesens Heroldstraße 10, die neben den Erfordernissen modernen Wohnkomforts auch die Geschichte des Hauses berücksichtigt, würde nicht nur dem Nürnberger Stadtbild, sondern auch der Attraktivität der Immobilie zu Gute kommen.

*) Dank an Frau Dr. Claudia Maué für die Bereitstellung von Informationen zur Geschichte des Anwesens.

Kaputtgedämmt: Ludwig-Feuerbach-Straße 75

Obwohl durch einen Brand beschädigt, hätte dieses Gründerzeithaus dank seiner reich gestalteten Fassade wieder ein Schmuck des Straßenbildes werden können. Statt einer behutsamen Restaurierung entschied sich der Bauherr jedoch für eine Radikalkur. Dass es sich bei dem Gebäude um ein Haus der Jahrhundertwende handelt, würde heute niemand mehr vermuten. Falsch verstandener Pragmatismus und Unverständnis für städtebauliche Zusammenhänge und die Qualität der historischen Bausubstanz haben ein wertvolles Denkmal endgültig ruiniert.

Literatur & Weblinks: Energetische Sanierung

Allgemeines

Mach was draus! Sanierung der Werkssiedlungen Hassel, Westerholt, Bertlich. Hrsg. vom Klimabündnis Gelsenkirchen-Herten e. V. Gelsenkirchen 2017 (PDF).

The Metropolitan Century – Understanding Urbanisation and its Consequences, 120 pages, OECD, 18 February 2015, ISBN : 9789264228733 (PDF) ; 9789264228726 (print)

Planungs- und Baukultur in der integrierten Stadtentwicklung – Positionspapier des Deutschen Städtetages, 17.12.2014.

BAUKULTURBERICHT 2014/15:Gebaute Lebensräume der Zukunft – Fokus Stadt, Bundesstiftung Baukultur, November 2014.

Artikel und Dokumentationen zum Thema Fassadendämmung

Güven Purtul: Feuer an der Fassade. In: Süddeutsche Zeitung, 23. Juli 2015.

Koalition stoppt Steuerbonus für Wärmedämmer. In: Süddeutsche Zeitung, 26. Februar 2015.

Antonia Schäfer: Die Sanierungs-Lüge. Erst nach 51 Jahren rechnet sich eine sanierte Fassade. Auf: Focus online, 3. Januar 2015.

Michael Baumüller: Milliarden für Wärmedämmung. In: Süddeutsche Zeitung, 3. Dezember 2014.

Brand in der Schanze: Diskussion über Fassade. Auf: NDR.de, 26.11.2013

Wird Wärmedämmung zum neuen Asbest?

Styropor-Platten in Fassaden: Wärmedämmung kann Hausbrände verschlimmern. Spiegel online, 28.11.11

http://www.gemeinsam-fuers-klima.de/klimakonzept-2020/hertener-klimatage/fachtagung.html

http://kommunen.klimaschutz.de/infothek/publikationen/themenhefte.html

http://kommunen.klimaschutz.de/infothek/publikationen/praxisbeispiele.html

http://kommunen.klimaschutz.de/infothek/literaturtipps.html

Claudine Stauber: Wer sein Haus einpackt, kann richtig sparen – Passivhaus-Experte Burkhard Schulze Darup beklagt „Stimmungsmache“ gegen Styropor an Fassaden. In: Nürnberger Nachrichten, 3. Februar 2015.

Karim El Ansari: Energetische Sanierung und Wirtschaftlichkeit? In: Nachrichten für die im Bauwesen tätigen Ingenieure 2014, Nr. 3. S. 28–29.

Alexander Neubacher: Kommentar zum Wärmedämmungsbeschluss: Asozialer Wohnungsbau. Auf: Spiegel online, 5. Dezember 2014.

Dankwart Guratzsch: Wärmedämmung ruiniert das Bild unserer Städte. In: Die Welt, 26. November 2014.

Könnes kämpft – Fassadendämmung. Auf: WDR 17. November 2014 (43:28 Min., verfügbar bis 17. November 2015).

Michael Fabricius/Martin Greive/Richard Haimann: Das Milliardengeschäft der Dämmstoffindustrie. In: Die Welt, 1. Oktober 2014.

Georg Meck: Angriff der Umerzieher. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 20. Juli 2014.

Andreas Franke: Dämmung und Denkmalschutz müssen kein Widerspruch sein. In: Nürnberger Nachrichten, 2. August 2013.

Verdämmt und Zugeklebt. In: Capital 3, 2013. S. 20–31.

Robert Kaltenbrunner,  Was einsparen:  CO₂ oder Kultur? In: Bauwelt 2011/15–16.

Güven Purtul: Styropor-Platten in Fassaden: Wärmedämmung kann Hausbrände verschlimmern. Spiegel online, 28. November 2011.

Fälle in Nürnberg

André Fischer: Das Kreuz mit der Fassadendämmung. In: Nürnberger Zeitung, 27. Februar 2015 (zu diversen Fällen in Nürnberg, u. a. Äußere Sulzbacher Straße 132 und Fanny-Siegel-Haus).

Alexander Brock: Adamstraße: Bewohner wehren sich gegen Mieterhöhung. In: Nürnberger Nachrichten, 16. Februar 2013 (zum Haus Adamstraße 15).

André Fischer: Stadtbild in Gefahr? In: Nürnberger Zeitung, 6. Februar 2013.

Thomas Späth/Jürgen Seeberger: Leitfaden. Energieeffizienz bei schützenswerten Wohngebäuden in Nürnberg. Nürnberg 2013 (PDF).

Claudine Stauber: Verschwinden Sandstein-Schnörkel unter Styropor? In: Nürnberger Nachrichten, 24. Oktober 2012 (zum Haus Adamstraße 41).

Claudine Stauber: Fassade zu Tode gedämmt. In: Nürnberger Nachrichten, 3. Mai 2012 (zur Sanierung des Neuen Gymnasiums).