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Stadtgeschichte erschöpft sich nicht allein im Großartigen und Prächtigen. Auch vermeintliche Kleinigkeiten und Details prägen das Stadtbild. Dazu gehören etwa Türen und Fenster, Kunst am Bau (etwa Sgraffiti der Nachkriegszeit), historische Firmeninschriften, Denkmale (etwa das versteckte Cramer-Klett-Denkmal auf dem  MAN-Gelände), aber auch alte Hauszeichen/-nummerierungen, Reklameinschriften und -schilder oder Fassadenbeschriftungen für Luftschutzkeller.

Tore und Türen

In der Geuderstraße 10 in Schoppershof hat sich die Eigentümergemeinschaft eines Mehrfamilienhauses entschieden, das schadhafte Tor zu erneuern. Das alte Holztor mit Glasfenstern hatte mittlerweile 100 Jahre lang Wind und Wetter widerstanden, was man gut an den verzogenen Torflügeln erkennen konnte. Doch statt einem neuen Modell aus Kunststoff aus dem Baumarkt hat man sich für einen handwerklichen und sehr nah an das Orginal angelehnten Nachbau aus Eichenholz entschieden. Das Gebäude, zu dem das Tor gehört, steht nicht unter Denkmalschutz. Dennoch trägt es sehr zum authentischen Flair des Gebäudes und damit der gesamten Umgebung bei.

Gehegt und gepflegt seit über 100 Jahren werden diese schmucken schmiedeeisernen Hofttore der Häuser Penzstraße 13 und 15. Zwar ist nur Nr. 15 ein eingetragenes Einzeldenkmal; doch die Liebe zu den altehrwürdigen Sandsteinhäusern im Nürnberger Stil mit ihren kunstvollen Torgittern hat offenbar abgefärbt:

Schmiedeeiserne Hofeinfahrten, Penzstr. 13-15 © Leuthold 2013
© Boris Leuthold, 2013

Auch im Rennweg 72 hat der Hauseigentümer Tor und Gartenmauer des 1903 von Architekt Michael Wießner erbauten Hauses liebevoll restaurieren lassen. Zusammen mit dem schmucken Vorgarten und dem ebenfalls restaurierten Jugendstilhaus bildet die im Original erhaltene Einfriedung einen historischen Blickfang am Olof-Palme-Platz, der das Nürnberg der Jahrhundertwende lebendig werden lässt:

Rennweg 72
© Boris Leuthold, 2016

Hausfiguren

Statuen und Reliefs an Häuserfronten oder Hausecken sind eine weitere Bereicherung des Stadtbildes. Bekannt sind in Nürnberg vor allem die mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Hausmadonnen und Relieftafeln an Häusern der Altstadt. Doch auch aus späterer Zeit kann Nürnberg mit einigen Schmuckstücken aufwarten.

Diesen sympathischen Bäckerjungen ließ die Hauseigentümerin mit Unterstützung der Altstadtfreunde liebevoll restaurieren. Der junge Mann, Jahrgang 1933, begrüßt die Passanten am Haus Allersberger Straße 161:

Ein wenig älter, aber dennoch gut in Schuss, ist dieser Maurergeselle am Haus Allersberger Straße 157 von 1931:

Maurerjunge von 1931, Allersberger Str. 157, restaurierungsbedürftig © Leuthold 2014
© Boris Leuthold, 2014

Fassadenmalerei

An dieser Fassade in der Augustenstraße 8 in Bleiweiß war ein echter Künstler am Werk. Wie die Fassadenmaler von einst verstand er es, Wirklichkeit, Illusion und eine gehörige Prise Humor miteinander zu verbinden und das ansonsten recht unscheinbare Gründerzeithaus zu einem Blickfang der Straße zu machen:

Fassadenmalerei (mit Hauseigentümer), Augustenstraße 8 (© Boris Leuthold, 2012).
© Boris Leuthold, 2012

Ladeneinbauten, -schilder und -bezeichnungen

Historische Ladeneinbauten sind geschäftsfördernd, denn sie ziehen gerade jene Kundschaft an, die das Besondere sucht. Der Eigentümer des Hauses Kobergerstraße 57 hat nicht den Fehler begangen, die alten Einbauten komplett zu entfernen; vielmehr hat er das Schaufenster und sogar die Ladenbeschriftung sorgsam restaurieren lassen – und das ohne Denkmalschutz!

"Colonialwaren", Geuderstr. 57 © Leuthold 2013
© Boris Leuthold, 2013

Kunst am Bau

Kunst am Bau, z. B. Fassadenbilder in Kratzputztechnik (Sgraffiti), ist typisch für die Wirtschaftswunderzeit in den 1950er- und 1960er-Jahren. Neben abstrakten Motiven stehen Szenen des Wiederaufbaus, blühende Landschaften und Bilder, die sich auf den Straßennamen oder die Stadtgeschichte beziehen. Sie sind bildgewordene Zeugnisse einer Zeit, in der sich eine zerstörte Stadt neu erfinden musste. Leider sind diese Wandbilder besonders von Wärmedämm-Maßnahmen bedroht. Ein trauriger Verlust war 2014 die Überdämmung des Wandbildes am Fanny-Siegel-Haus in den Gärten bei Wöhrd.

Hier einige besonders interessante Sgraffiti und Malereien an Nürnberger Hausfassaden (die Titel haben wir zumeist frei ergänzt):

Immerhin, mittlerweile haben nicht nur Forscher und Stadtbildinteressierte den Wert der Sgraffiti entdeckt, wie ein jüngerer Bericht aus den Nürnberger Nachrichten bezeugt.

Wer mehr über „Kunst am Bau“ in Nürnberg erfahren möchte, dem empfehlen wir den Aufsatz von Nikolaus Bencker: Kunst am Bau – Fassadenkunst der Wiederaufbauzeit in der Nürnberger Altstadt. In: Nürnberger Altstadtberichte 34, 2009. S. 81–112 (hier zu beziehen).