Aussagen des Baureferenten zum Wettbewerb Hauptpost

Baureferent Daniel Ulrich stellt in einem Schreiben an die Stadtbild-Initiative vom 17. März 2015 die Position der Stadt Nürnberg zur möglichen Höhe eines Neubaus an Stelle des Kopfbaus der Hauptpost klar und äußert sich zum Inhalt des Wettbewerb-Auslobungstextes betreffend eines möglichen Erhalts.

  1. Ein Hochhaus mit bis zu 15 Geschossen (vgl. Plärrerhochhaus) sei nicht mit der Stadt abgesprochen. „Richtig ist, dass in einem Wettbewerb, dessen Auslobung mit der Stadt Nürnberg abgestimmt wurde, eine maximale Höhe von etwa 40 m für die Traufe eines denkbaren Neubaus angesetzt wurde. Diese Höhe ergibt sich aus den Regelungen des § 34 BauGB, sie ist die Höhe des Ergo-Gebäudes auf der anderen Seite des Bahnhofsplatzes. Eine wie von Ihnen angedeutete Absprache zu mehr Höhe gibt es nicht, eine größere Höhe wäre städtebaulich auch nicht vertretbar.“
  2. Zum Erhalt des Kopfbaus als formulierte Alternative im Auslobungstext für den Wettbewerb: „Weiterhin ist im Wettbewerb bewusst offen gelassen, ob es nicht gelingen kann, das bestehende Bauwerk oder Teile davon zu erhalten.“

Dazu entgegnen wir:
Wir weisen darauf hin, dass unser zentrales Anliegen, das wir auch mit der Online-Petition verfolgen, der Erhalt des Kopfbaus ist, und nicht die Höhe und Gestaltung eines eventuellen Nachfolgebaus.
Zu Punkt 2 bezweifeln wir, ob ein „bewusstes Offenlassen“ für die Architekturbüros, die am Wettbewerb teilnehmen, ein klarer Hinweis darauf sein kann, dass auch ein Erhalt des Kopfbaus als Entwurfsalternative begrüßt würde. Die öffentlich hierzu vom Investor gemachten Äußerungen sind doch zu eindeutig (vgl. diverse Aussagen in der Presse). Außerdem hängt dies sehr stark von der konkreten Formulierung des Auslobungstextes ab. Dieser ist uns bisher nicht bekannt.

Bürgerinitiative „Erhalt der Pinselfabrik“ gegründet

Die neue Bürgerinitiative, die die ehemalige Pinselfabrik in der Veillodterstraße 1 erhalten möchte, hat sich offiziell gegründet. Lesen Sie hier den aktuellen Bericht aus dem Stadtanzeiger Nord der Nürnberger Nachrichten (das im Artikel angegebene Baujahr ist falsch – es muss „1861“ heißen, nicht „1981“):

BI Pinselfabrik NN Anzeiger Nord 18.3.2015
Quelle: Nürnberger Nachrichten

Die letzte ihrer Art im Viertel

Die Pinselfabrik Veillodterstraße 1 soll hochverdichteter Neubebauung weichen

Maximale Nachverdichtung
Hohe Bäume, Vorgärten und lichte Weite prägten einst die Veillodterstraße und ihr Umfeld. Die von hohen Bäumen und einem dekorierten Gusseisenzaun umsäumte ehemalige Pinselfabrik an der Ecke Veillodter- und Lindenaststraße ist nahezu alles, was von diesem Vorortidyll übrig blieb. Das zweigeschossige Gebäude mit Walmdach ist von der Straße zurückgesetzt. Mit seinem Garten ist es eine grüne Insel der alten Zeit inmitten der Häuserschluchten der Nachkriegszeit.

Doch die Pinselfabrik und ihr Garten sollen weg. Der derzeitige Eigentümer möchte mit einem Neubau, der unter dem nicht gerade bescheidenen Namen „Max Palais“ firmiert, kräftig nachverdichten. Die enge Bebauung der Nachkriegszeit von nebenan soll bis an die Veillodterstraße herangezogen werden. Ein gewaltiger, viergeschossiger Block mit hohem Dach und scharfer Kante zur Straßenkreuzung soll entstehen, wo jetzt noch ein historisches Haus und hohe Laubbäume stehen. Die unbedachte Nachverdichtung der Nachkriegszeit soll fortgesetzt und der letzte Rest der einst lockeren Bebauung vor diesem Abschnitt der Nürnberger Stadtmauer gewinnbringend bis zum Letzten ausgenutzt werden. Das ist aus Sicht des Investors verständlich. Aber ist es für dieses Viertel, für seine Bewohner, für das Stadtbild auch sinnvoll und vertretbar?

Insel der Gründerzeit
Die Pinselfabrik ist eines der ersten Bauwerke vor den Mauern der Altstadt. Sie entstand 1861, Jahre bevor die Nordstadt durch den Wegfall der Festungseigenschaft Nürnbergs planmäßig erschlossen werden konnte. Sie gehört zu den letzten Gebäuden, die an die bedeutende Nürnberger Industriekultur der Gründerzeit im Viertel erinnern. Die anderen – Schwanhäußer Stabilo, Staedtler und viele mehr – sie alle sind längst in die Vororte abgewandert, ihre Bauten verschwunden.

Die Pinselfabrik ist das einzige Gebäude der Veillodterstraße, das die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs überlebt hat. Der Bauträger wirbt in seinem Prospekt mit dem Charme des Viertels, das durch „großzügige Bürgerhäuser mit phantasievoll dekorierten Fassaden“ geprägt sei. Wie passt das mit der Absicht zusammen, ausgerechnet das letzte noch verbliebene historische Haus des Straßenzugs abreißen zu wollen?

Dringend benötigter Wohnraum?
In Nürnberg werden Wohnungen gebraucht. Vor allem Familien mit Kindern der mittleren Einkommensklassen suchen derzeit bezahlbaren Wohnraum. Wer glaubt, in der Veillodterstraße 1 entstünde durch den geplanten Neubau Wohnraum für die, die ihn am meisten brauchen, der irrt: Ortsfremde Kapitalanleger ohne Bezug zum Viertel, die über 4.500 Euro für den Quadratmeter netto kalt bezahlen – das sind über 1.000 Euro über dem Nürnberger Durchschnitt – erwarten selbstverständlich hohe Mieteinnahmen. Hier entsteht Wohnraum für reiche Kundschaft in einem „In-Viertel“.

Mit der Pinselfabrik in der Veillodterstraße droht ein weiteres Stück Nürnberger Vorortidylls für immer zu verschwinden. Kann sich Nürnberg nach den Zerstörungen des Krieges und der Nachkriegszeit solche Verluste noch länger leisten? Wir von der Stadtbild-Initiative sagen: Investitionen in neuen Wohnraum sind gut und richtig. Aber: Wenn wir weiterhin achtlos alles wegreißen, was sich vermeintlich „nicht rentiert“, wird unsere Stadt ihren Lebenswert nach und nach verlieren. Das Umfeld, in dem wir leben, gehört uns allen. Es ist wichtig für unser Wohlbefinden und unsere Identität. Und es ist bares Geld wert, denn nur, wo es schön ist, da wollen Menschen gerne leben und für ihren Wohnraum bezahlen. Warum also die Pinselfabrik in der Veillodterstraße nicht restaurieren? Warum nicht statt Hochverdichtung Wohnraum schaffen, der zwar weniger Rendite bringt, aber dem Stadtbild eine Augenweide bewahrt? Möglich wäre es.

Bilden Sie sich selbst eine Meinung und sehen Sie sich die bisherige Planung des Bauherrn an: http://www.bauhaus-bautraeger.de/fileadmin/files/Expose/150128_Maxpalais-Expose_ansicht.pdf

Online-Petition „Rettet die Hauptpost! Für den Erhalt eines Nürnberger Wahrzeichens!“ gestartet

Die Stadtbild-Initiative Nürnberg hate eine Online-Petition gestartet, in der der Erhalt des stadtbildprägenden Kopfbaus der Hauptpost gefordert wird. Bitte unterstützen Sie uns und geben Sie uns Ihre Stimme! Das dauert nur eine Minute und ist auch anonym möglich: https://www.openpetition.de/petition/online/rettet-die-hauptpost-fur-den-erhalt-eines-nurnberger-wahrzeichens

Pressespiegel: Umladehallen

Brigitte Sesselmann: Architektur als Ressource und verpasste* Chance – Die Umladehallen am Nürnberger Südbahnhof. In: Wendeschleife 2018, Nr. 6. S. 2.

Industriekultur in den Regionen: Nürnberg – Umladehallen am Rangierbahnhof Süd abgerissen. In: Industriekultur. Zeitschrift des Landschaftsverbandes Rheinland und des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe 2018, Nr. 3. S. 49 (siehe hier auch das Foto und den Text auf S. 51 oben links).

Silke Roennefahrt: Trotz Kritik: Abriss der Nürnberger Umladehallen hat begonnen. Freistaat Bayern hat sich der Debatte über Umnutzung verweigert. In: Nürnberger Nachrichten, 14. Juni 2018.

Roland Englisch: Alte Hallen sollen neues Viertel bereichern. Grünen-Landtagsabgeordnete Verena Osgyan kämpft gegen den Abriss der Umladehallen am Südbahnhof. In: Nürnberger Nachrichten, 30. Mai 2018.

Silke Roennefahrt: Neue Uni in Nürnbergs Umladehallen? Stadt ist skeptisch. Fraas spricht von Hype – und will lieber einen hochmodernen Bau. In: Nürnberger Nachrichten, 16. Mai 2018.

Silke Roennefahrt: Pariser Vorbild: So könnten Nürnbergs Umladehallen aussehen. Für die geplante Universität Nürnberg dient ein Start-Up-Campus als Vorlage. In: Nürnberger Nachrichten, 25. April 2018.

André Fischer: Für neue Uni: SPD will Nürnbergs Umladehallen wachküssen. Ehemaliges Bahn-Gelände steht auf 37.000 Quadratmetern leer. In: Nürnberger Zeitung, 24. April 2018.

Nikolas Pelke: Kathedralen der Industriekultur. In: Bayerische Staatszeitung, 9. März 2018.

Nikolas Pelke: Kein Vergessen im Süden. Den alten Nürnberger Umladehallen droht der Abriss – Schau im Museum Industriekultur soll bei der Rettung helfen. In: Donaukurier, 9. März 2018.

Timo Schickler: Sind die alten Umladehallen im Süden doch zu retten? Drei Vereine kämpfen um den Erhalt der Bauten, die einem neuen Stadtteil weichen sollen — Ausstellung im Museum Industriekultur. In: Nürnberger Nachrichten, 20. Februar 2018.

Michael Husarek/Georg Körfgen/Steffen Radlmaier: Spaenle sicher: „Nürnberger Uni wird ein großer Wurf“. Bildungsminister über Handys an Schulen und den neuen Konzertsaal. In: Nürnberger Nachrichten, 18. Februar 2018.

Industriekultur: Ausstellung über Umladehallen am Südbahnhof. (Bilderstrecke)

Sebastian Gulden: Eine vergessene „Kathedrale der Technik“. Die Umladehallen am Südbahnhof waren einst Europas größte Päckchen-Verteilstelle. In: Nürnberger Zeitung, 13. Februar 2018.

André Fischer: Die bauliche Hässlichkeit erfreut durch Dauer. Warum hat es gute Architektur in Nürnberg so schwer? In: Nürnberger Zeitung, 19. August 2015. (nur Print-Ausgabe)

Claudine Stauber: Initiative fordert: Hallen an Brunecker Straße sollen bleiben. In: Nürnberger Nachrichten, 05. August 2015.

Seltene Einblicke in die Hauptpost

Der Investor Haupt Immobilien lud am 18. Februar 2015 Pressevertreter und Mitglieder der Stadtbild-Initiative Nürnberg zum Ortstermin in die Gebäude der ehemaligen Hauptpost. Hier das Echo in der Presse:

Machen Sie mit unserem Fotografen Boris Leuthold selbst einen Rundgang durch die historischen Gebäude, die die meisten Nürnbergerinnen und Nürnberger sonst von innen nicht zu Gesicht bekommen:

Rundbau

Zwischenbau

Kopfbau

Landesdenkmalrat berät über die Bärenschanze

Der Bayerische Landesdenkmalrat unter Leitung von Dr. Thomas Goppel MdL und Dr. Karin Dengler-Schreiber beriet am 2. Februar 2015 vor Ort über die Anregungen der Stadtbild-Initiative Nürnberg zum Erhalt des Ensembles Bärenschanze. Anwesend waren auch: Daniel Ulrich, Planungs- und Baureferent der Stadt Nürnberg, Dr. Uli Walther, Referent des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Herr Häuser von der Bezirksregierung Mittlefranken, Dr. Klaus Molitoris, Bayerisches Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst. Das Treffen kam unter Mithilfe von Michael Brückner MdL zustande.