Haus Maxfeldstraße 53 zum Baudenkmal erklärt

Gute Nachrichten aus dem Maxfeld! Lange war die Zukunft des Hauses Maxfeldstraße 53 mehr als ungewiss. Nach dem Tod der letzten Eigentümerin war das schmucke Handwerkerhaus an eine Erbengemeinschaft übergegangen und sollte verkauft werden. Zahlreiche Nachbarn und auch die Stadtbild-Initative Nürnberg befürchteten, dass das schützenswerte Haus durch einen hochverdichteten Neubau ersetzt würde. Dabei gehört der Bau mit seinem charakteristischen Zwerchhaus zu den letzten erhaltenen frühen Vorstadthäusern in Nürnberg; an der Fassade prangt die Jahreszahl „1879“.

Nun hat das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege das Haus Maxfeldstraße 53 offiziell in die Denkmalliste aufgenommen. Damit bildet es mit seinem ebenfalls unter Denkmalschutz stehenden Nachbarhaus Maxfeldstraße 51 ein anschauliches Ensemble, das die Gestalt des Maxfeldes vor dem Bombenkrieg in einem kleinen, aber feinen Ausschnitt dokumentiert.

Wir hoffen, dass die aktuellen oder künftigen Eigentümer das Haus Maxfeldstraße 53 ebenso liebevoll und pfleglich behandeln wie die Generationen zuvor. Es ist eines der letzten seiner Art, einer der letzten Zeugen einer längst vergangenen Zeit, dessen Spuren die Bomben des Zweiten Weltkriegs und der Wiederaufbau gerade im Maxfeld ansonsten leider sehr gründlich getilgt haben.

Die Häuser Maxfeldstraße 51, 53 und 55
Die Häuser Maxfeldstraße 51, 53 und 55. Foto: © Boris Leuthold (2017)

Auf Fassadendämmung verzichten – aber wie?

Seit einiger Zeit erreichen uns immer wieder Anfragen verunsicherter Haus- und Wohnungseigentümer. Unter dem Eindruck der aktuellen Umwelt- und Energiepolitik und der aggressiven Werbung vieler Hersteller von Fassaden-Dämmsystemen befürchten sie, ihren Altbau mit einer Außendämmung versehen zu müssen – obwohl sie dies gar nicht wollen und/oder finanziell stemmen können. Die Verunsicherung ist verständlich, und noch mehr der Wunsch, auf solche Maßnahmen zu verzichten. Nicht wenige wollen ihr Haus nicht durch die zusätzliche Außenhaut verschandeln, wie dies leider auch in Nürnberg schon vielfach geschehen ist. Einige Beispiele haben wir in unserer Kategorie „Kaputtgedämmt“ gesammelt, ein jüngeres Beispiel in der Helenenstraße 44 sehen Sie hier (Fotos: © Boris Leuthold):

Besonders erhaltenswerte Bausubstanz (§ 24 EneV)

Was viele nicht wissen: Die Energieeinsparverordnung (EneV) bietet auch in ihrer aktuellen Fassung Möglichkeiten, sich vom Dämmzwang befreien zu lassen. Dies ist dann hilfreich, wenn:

  • Ihr Gebäude nicht unter Denkmalschutz steht,
  • Ihr Gebäude  trotzdem erhaltenswerte Bausubstanz besitzt, z. B. eine
    • charakteristische Fassadengestaltung aufweist, die mit der Umgebung in Zusammenhang steht,
    • besonderen Bauschmuck aufweist, etwa Stuckverzierungen, Sandsteinelemente, Mosaike oder Putzbilder (Sgraffiti),
    • die charakteristische Fassadengestaltung durch Dämmung verschwinden würde usw.
  • Sie trotzdem KfW-Fördermittel in Anspruch nehmen möchten.

Gemäß § 24 EneV kann Ihre zuständige Kommune dies schriftlich bestätigen – das entsprechende Antragsformular können Sie hier herunterladen. Mit dieser Bestätigung ist die Beantragung von KfW-Fördermitteln auch ohne Fassadendämmung möglich. Ihr Energieberater ist nur dann ein guter Berater, wenn er Sie auf diese Möglichkeiten hinweist.

Wirtschaftlichkeitsgebot (§25 EneV)

Natürlich kann die EneV Sie nicht dazu zwingen, Ihr Haus in Wärmedämmung einzupacken. Eine solche Regelung würde tief in Ihr Eigentumsrecht eingreifen. Daher hat der Verordnungsgeber eine Schutzklausel vorgesehen: Danach kann auf eine Wärmedämmung dann verzichtet werden, wenn sie zu einem unangemessenen (finanziellen) Aufwand führen würde, z. B. wenn die Kosten der Dämmmaßnahme innerhalb einer angemessenen Frist durch die eintretenden Einsparungen nicht erwirtschaftet werden können. Hierzu gibt es bereits einschlägige Gerichtsurteile, die die Nutzungsdauer und Amortisation zwischen 20 und 30 Jahren definieren. Hierbei muss man unbedingt berücksichtigen, dass:

  • eine Wärmedämmung die vom Hersteller versprochenen Einsparungen oft nur dann erreichen kann, wenn das gesamte Bauwerk „luftdicht“ ist, d. h. alle Außenwände sowie Fenster, Türen, Keller und Dach bereits luftdicht/neu sind. Die Dichtheit wird mit dem sog. „Blower-Door-Test“ überprüft. Damit werden Undichtigkeiten zweifelsfrei und schnell erkannt.
  • innerhalb der Amortisationsdauer Unterhaltskosten hinzukommen können, z. B. (Algenbeseitigung, Spechtlöcher, Neuanstrich, etc.).
  • die Einsparungen auch immer vom Nutzerverhalten abhängig sind: Wer vor einer Fassadendämmung schon wenig heizt, wird anschließend einen entsprechend geringeren Einspareffekt feststellen. Zudem muss das Nutzerverhalten auf die neuen Verhältnisse angepasst werden (z. B. Kippfenster vermeiden).

Die gesamten Kosten einer Wärmedämmung müssten demnach der erwartbaren Einsparung an Heizkosten entsprechen. Was sind Ihre Heizkosten auf 20 oder 30 Jahre hochgerechnet? Gäbe es nicht andere Einsparpotenziale? Eine umfassende Energieberatung klärt auch hierüber auf und empfiehlt die sinnvollen Maßnahmen in der richtigen Reihenfolge. Die Befreiung nach § 25 EneV erteilt die Stadt Nürnberg auf formlosen, schriftlichen Antrag bei der Bauordnungsbehörde. Grundlage des Antrags ist eine Bestätigung eines Energieberaters, dass die hierfür erforderlichen Voraussetzungen gemäß EneV vorliegen.

Lassen Sie sich nicht zu einer Dämmung überreden, wenn Sie sie nicht wirklich wollen! Sicherlich lässt sich Ihre Wohnung auch mit einer charakteristischen Außenfassade gut vermieten. Vergessen Sie nicht: Schöne, repräsentative Altbauten sind besonders bei zahlungskräftigen Mietern sehr gefragt!

Beratung

Wenn Sie eine Beratung wünschen, empfehlen wir Ihnen, mit der Energie-Einstiegsberatung der Stadt Nürnberg (SAMS-Sanieren und Bauen mit System) Kontakt aufzunehmen:

Stadt Nürnberg, Umweltamt
Telefon: 09 11 / 231-43 69
E-Mail: sams@stadt.nuernberg.de

Wichtiger Hinweis: Bitte beachten Sie, dass die Stadtbild-Initiative keine Rechtsberatung und keine Energieberatung anbieten kann.

Sgraffito am Wöhrder Pfarrhaus von Dämmung bedroht

Kaum anderswo in Nürnberg waren die Verheerungen des Zweiten Weltkriegs so drastisch wie in Wöhrd. Die Nachkriegszeit baute den Stadtteil auf altem Grundriss, aber in zeitgenössischen Formen wieder auf. Dabei entstanden einige interessante Kratzputzbilder (Sgraffiti), die die Fassaden der ansonsten schlichten Bauten verschönern.

Eines dieser Bilder ist nun in Gefahr: Das Pfarrhaus der evangelisch-lutherischen Bartholomäusgemeinde am Weinickeplatz soll mit einer Fassadendämmung versehen werden. Das monumentale Sgraffito des Künstlers Kurt Busch, das gleichzeitig als Sonnenuhr dient, würde dadurch verschwinden. Es zeigt die Heilige Familie auf dem „Schiff der Kirche“ mit den Personifikationen von Glaube, Hoffnung und Liebe. Die Verheißung der Versöhnung Gottes mit den Menschen wird durch die „Galionsfigur“ der Taube mit dem Ölzweig als Zeichen für das Ende der Sintflut verdeutlicht.

Wir finden: Wöhrd hat gerade in den letzten Jahren so viel an seiner durchaus erhaltenswerten Substanz der Nachkriegszeit einbüßen müssen. Ein prägendes und kunsthistorisch wertvolles Fassadenbild darf nicht einfach aus dem Stadtbild verschwinden! Derzeit prüft das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege, ob das Pfarrhaus oder zumindest das Wandbild in die Bayerisch Denkmalliste aufgenommen wird. Wir drücken die Daumen!

Foto: © Boris Leuthold, 2017

 

Dr.-Karl-Theodor-Marx-Haus: Der Abbruch hat begonnen

Das Wohnungsbauunternehmen WIN ist dabei, an der Flaschenhof- und der Marienstraße Tatsachen zu schaffen, obwohl für die Neubebauung noch keinerlei Pläne veröffentlicht wurden. Wieder einmal wird in Nürnberg mit dem Dr.-Karl-Theodor-Marx-Haus ein wertvolles historisches Zeugnis der Stadt- und Architekturgeschichte geopfert.

Wohnungen werden fraglos gebraucht. Doch wer möchte in einem Umfeld leben, dass all seinen Reiz und seine historische Identität verloren hat? Pragmatiker werden einwenden, es gäbe dringendere Probleme. Und werden anschließend ins sonnige Italien oder nach Frankreich fahren und ihren Lieben Ansichtskarten pittoresker Altstädte schicken, während daheim die Bagger Altbau um Altbau niederreißen – verkehrte Welt.

 

Siedlung Heimgartenweg: Häuser Waldluststraße 111-121 abgerissen

Schneller als erwartet hat das Wohnungsbauunternehmen Nürnberg-Ost an der Waldluststraße Tatsachen geschaffen und den Sechsspänner Nr. 111-121 abgerissen. Angeblich hätte sich eine Sanierung der Bauten aus den 1920er Jahren nicht gelohnt. An ihrer Stelle soll nun ein (verdichteter) Neubau entstehen.

Obwohl der Vorstadtverein Zabo e. V. und die Stadtbild-Initiative Nürnberg für den Erhalt der Häuser in die Bresche sprang und auch die Lokalpresse Stellung für die historischen Siedlungshäuser bezogen hat, sind die Häuser am Ende gefallen. In einer Umfrage im April, bei der 680 Personen teilnahmen, erklärte eine überwältigende Mehrheit von knapp 67 Prozent, dass sie den Charakter der Siedlung am Heimgartenweg erhalten wissen will und es keine weiteren Abbrüche mehr geben dürfe. Zu einer Erhaltungssatzung für das Gebiet konnte sich die Stadt Nürnberg bisher nicht durchringen.

Immerhin hat der gemeinsame Einsatz der Institutionen eine Diskussion in Gang gesetzt, ob und wie die „Siedlungshochburg“ ihren historischen Charakter erhalten kann, ohne dass die Einwohner dabei auf zeitgemäße Wohnverhältnisse verzichten müssen. Dass eine energetisch sinnvolle Sanierung UND der Erhalt des historischen Charakters der Architektur und des Siedlungs-Ensembles möglich sind, zeigen uns gelungene Beispiele aus dem Ruhrpott und anderen Regionen. So etwas muss auch in Nürnberg möglich sein!

Geplanter Teilabriss der Siedlung Heimgartenweg

Wir haben erfahren, das das Wohnungsbauunternehmen Nürnberg-Ost einen Teil der historischen Siedlung am Heimgartenweg und der Waldluststraße in Zabo aus den 1920er Jahren abreißen und die Grundstücke in höherer Verdichtung neu bebauen will. Die Stadtbild-Initiative Nürnberg spricht sich gegen den Abbruch der Häuser aus; das bis heute weitgehend erhaltene Ensemble der Siedlung würde dadurch schwer beschädigt und damit auch ein integraler Bestandteil der „Siedlungshochburg“ Zabo. Lesen Sie hier unsere Mitteilung an die Lokalpresse.

Hier zwei aktuelle Fotos der zum Abbruch anstehenden Häuserzeile Waldluststraße 111-121. Obwohl die Häuser in den letzten Jahrzehnten vom Eigentümer offenbar nur wenig instandgehalten wurden, zeigen sie anschaulich die hohe Qualität der Architektur im so genannten „Heimatstil“, wie man ihn in den 1920er Jahren schätzte (Fotos: © Boris Leuthold):

Pressespiegel: Siedlung Heimgartenweg

Claudine Stauber: Eine Gartenstadt, die längst Schaden genommen hat. Genossenschaftssiedlung am Heimgartenweg: Schlecht behandelt, teils vom Abriss bedroht — Sorgfalt könnte Quartier in Zabo retten. In: Nürnberger Nachrichten, 12. August 2018.

Sabine Ebinger: Es tut sich was in Zabo: Hier entsteht ein neues Wohnareal. In: Nürnberger Nachrichten, 12. Februar 2018.

Sabine Ebinger: Kommentar: Die Stadt muss besser hinschauen. In: Nürnberger Nachrichten, 22. Mai 2017.

Sabine Ebinger: Die Einheit der alten Siedlung ist in Gefahr. Fehlender Ensembleschutz in Zabo: Die ersten Häuser sind plattgemacht — Stadt lehnt Erhaltungssatzung ab. In: Nürnberger Nachrichten, 22. Mai 2017.

Sabine Ebinger: Abriss historischer Häuser: Verliert Zabo seine Identität? In: Nürnberger Zeitung, 16. April 2017.

Sabine Ebinger: Anwohner kritisieren Abriss von historischen Häusern. Vorstadtverein Zabo fordert Erhaltungssatzung für Siedlung am Heimgartenweg. In: Nürnberger Zeitung, 15. April 2017 [bisher nur in der Printausgabe].

Boris Leuthold/Sebastian Gulden: Wo die Cluberer einst heimisch waren. Die Reihenhäuser in Zabos Südwesten. In: Nürnberger Zeitung, 28. März 2017.

Sabine Ebinger: Heimgartenweg in Zabo: Sechs Häuser vor dem Abriss. In: Nürnberger Nachrichten, 26. März 2017.

Neues Ensemblegebiet in Großreuth hinter der Veste

Nürnberg ist um ein Denkmal-Ensemble reicher. Seit Oktober 2016 ist der historische Ortskern von Großreuth hinter der Veste an der Großreuther Straße zwischen Rollnerstraße und Langem Steig offiziell als Ensemble in der Bayerischen Denkmalliste verzeichnet. Der Grund: Nirgends sonst auf Nürnberger Stadtgebiet lässt sich die Entwicklung des Knoblauchsländer Bauernhauses reichhaltiger und schöner ablesen als hier. Verstädterung, Flächenfraß und Krieg zum Trotz konnte sich Großreuth seine kulturelle Identität mit Bauten aus vier Jahrhunderten bis in unsere Tage erhalten.

Um diese Identität für unsere und kommende Generationen zu bewahren, gelten im Ensemblegebiet nun besondere Regeln für den An-, Aus- und Umbau bestehender Gebäude und für Neubauten auf Brach- oder Abbruchflächen. Wichtig ist, dass von dieser Regelung auch jene Bauten betroffen sind, die nicht ohnehin schon als Einzeldenkmale unter Schutz stehen.

Um den Bauherrn bei der Planung ihrer künftigen Vorhaben unter die Arme zu greifen, hat die Bauordnungsbehörde der Stadt Nürnberg unter Redaktion von Nikolaus Bencker einen Gestaltungsleitfaden herausgegeben. Er gibt Anregungen, wie sich Modernisierungen und Veränderungen an Bestandsbauten und neue Anwesen harmonisch in das Ensemble einfügen lassen. Einige gelungene Beispiele aus jüngerer Zeit belegen, dass dies möglich ist, ohne dass dabei die individuellen Wünsche und Geschmäcker der Bauherrn auf der Strecke bleiben müssen.

Die Mitglieder der Stadtbild-Initiative Nürnberg hoffen, dass sich Großreuth hinter der Veste sein einzigartiges Ensemble auch in den kommenden Jahren, Jahrzehnten und Jahrhunderten bewahren wird und dass die Bauherrn und Architekten unserer Zeit die Tradition in würdiger Weise fortschreiben werden.

Interessenten erhalten den Gestaltungsleitfaden für das Ensemble Großreuth hinter der Veste im Dienstleistungszentrum Bau in der Lorenzer Straße 30.

Abschied von der Siedlung Schillingstraße VII

Das Zerstörungswerk geht der Vollendung entgegen: Die letzte Zeile an der Schillingstraße wird nun abgerissen, der Bagger beginnt mit dem Eckhaus zur Sperberstraße, welches erst von einigen Jahren energetisch saniert wurde. Wenn in wenigen Tagen die Siedlung verschwunden sein wird, ist zugleich eine der ältesten wbg-Siedlungen in Nürnberg vernichtet. Das, was nachkommt, wird als Wettbewerbsgewinner bereits mit Vorschusslorbeeren bedacht, aber ob es auch diesen identitätsstiftenden Charakter mitbringen wird, bleibt abzuwarten. Fotos: © Boris Leuthold.